
By Prof. Dr. Erwin Risak (auth.)
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Es ist kein Zweifel, daß mit der Kleidung ein Teil der Persönlichkeit wegfällt. Am besten lassen sich diese Überlegungen anläßlich der allgemein eingeführten sprachlichen Unterschiede an einer Leiche darlegen. Der Verstorbene ist in seinen Kleidern ein Toter. Es haftet ihm noch ein Rest seiner ehemaligen Persönlichkeit an. Ausgekleidet ist er ein Kadaver, bestimmt, den Kreislauf aller Sterblichen neu zu beginnen. So gibt uns zwar die Kleidung eines Kranken eine Reihe wertvoller diagnostischer Anhaltspunkte, ermöglicht aber vielfach bei ihrem Wegfall ein viel objektiveres Handeln.
Die Türe des Krankenzimmers öffnet sich und aus ihm schlägt ihm eine Duftwelle entgegen, die irgendwie an die Geruchswahrnehmung erinnert, die man empfängt, wenn man an einem Obststande vorübergeht. Im Bette liegt ein kräftiger Knabe mit hochgerötetem Gesicht, schnarchender Atmung, und unter dem Bette steht ein vollgefülltes Nachtgeschirr. Wohl jeder Leser wird aus dieser Schilderung sehr leicht die richtige Dia~nose "Koma diabeticum" ableiten. Es soll diese Wiedergabe aber nicht im Sinne einer Prüfungsfrage gewertet werden, sondern nur zeigen, wie die Vereinigung: fettleibiges Elternpaar, Azetongeruch und vollgefülltes Nachtgeschirr wichtige diagnostische Hinweise gegeben haben, deren Fehlen bei der Einlieferung des kleinen Kranken in die Klinik anfänglich sogar zur Ablehnung der Einweisungsdiagnose geführt hat.
Am besten lassen sich diese Überlegungen anläßlich der allgemein eingeführten sprachlichen Unterschiede an einer Leiche darlegen. Der Verstorbene ist in seinen Kleidern ein Toter. Es haftet ihm noch ein Rest seiner ehemaligen Persönlichkeit an. Ausgekleidet ist er ein Kadaver, bestimmt, den Kreislauf aller Sterblichen neu zu beginnen. So gibt uns zwar die Kleidung eines Kranken eine Reihe wertvoller diagnostischer Anhaltspunkte, ermöglicht aber vielfach bei ihrem Wegfall ein viel objektiveres Handeln.